Getrennt für 50 Jahre

Im Jahr 1948 sperrte die Volksrepublik Ungarn die Grenzen und errichtete ab 1949 das als „Eiserner Vorhang“ bezeichnete technische Abriegelungssystem, um die Flucht von ungarischen StaatsbürgerInnen zu verhindern. Dadurch wurden burgenländische Familien, die Verwandte in Ungarn hatten, von diesen getrennt. Familienbesuche konnten nur mehr einseitig durch Besuche von ÖsterreicherInnen in Ungarn, die der Visumpflicht und strikten Kontrollen unterlagen, gemacht werden. Für UngarInnen waren Besuchsreisen ins Ausland praktisch nicht möglich.

Die Ereignisse der Ungarischen Revolution im Jahr 1956 ermöglichten für kurze Zeit, zwischen Oktober 1956 und Jänner 1957, das ungehinderte Übertreten der Grenze von Ungarn in das Burgenland. Einige ungarische Familien, die in den Orten knapp hinter der Staatsgrenze wohnten, konnten so ins Burgenland kommen, um für kurze Zeit Verwandte zu besuchen (vgl. 1956 und das Burgenland, 1996, 258). Die meisten Flüchtlinge aber gelangten über den Seewinkel über die Grenze, weniger über die Grenze des Bezirks Oberwart.
Durch den „Eisernen Vorhang“ wurde die ungarisch sprechende Bevölkerung von Oberwart/Felsőőr auch von kulturellen Traditionen abgeschnitten. Eine umso wichtigere Rolle spielten daher die reformierte Kirche und deren Leseverein, der, 1889 gegründet, als ältester bis jetzt ohne Unterbrechung existierender Verein von Oberwart/Felsőőr gilt. Theateraufführungen in ungarischer Sprache, eine ungarische Bibliothek und eine ungarische Volkstanzgruppe wurden zu Orten des Bewahrens ungarischer Kultur und Traditionen zur Zeit des „Eisernen Vorhangs“.

Die ungarische Politik zu Ende der 1980er Jahre erlaubte ungarischen StaatsbürgerInnen bereits seit 1988 die Beantragung eines „Weltpasses“, mit dem der Grenzübertritt in den Westen möglich wurde. In dieser Zeit, also noch vor dem Jahr 1989 und dem Abbau des „Eisernen Vorhangs“, kamen viele UngarInnen aus der Grenzregion nach Oberwart/Felsőőr, vor allem um lang begehrte Konsumgüter zu kaufen. In dieser Zeit wurde wieder vermehrt ungarisch auf der Straße und in den Geschäften von Oberwart/Felsőőr gesprochen. Im Vorteil waren dabei jene Geschäftsleute, deren Mutter- oder Zweitsprache das Ungarische war (vgl. Graf, 2012, 145ff).
Durch den Abbau des „Eisernen Vorhanges“ an der burgenländisch-ungarischen Grenze 1989 und den Beitritt Ungarns zur Europäischen Union 2004 hat die ungarische Sprache im burgenländischen Wirtschaftsleben wieder an Bedeutung gewonnen. 1992 nahm auch das „Zweisprachige Bundesgymnasium Oberwart“ seine Unterrichtstätigkeit auf, in dem neben Deutsch und Kroatisch auch Ungarisch als Unterrichtssprache angeboten wird. Zweisprachige Ortstafeln wurden im Burgenland 2000 aufgestellt, auch jene von Oberwart/Felsőőr.
Wegen des Zuzuges von UngarInnen als Arbeitskräften und von jenen, die hier durch Heirat einen neuen Lebensmittelpunkt finden, kommt der Arbeit des reformierten Lesevereins und der ungarischen Theatergruppe in den Jahren nach 1989 wieder eine verstärkte Bedeutung zu.

50 évig szétválasztva

A Vasfüggöny létesítése folytán Felsőőr/Oberwart magyarul beszélő lakosságát a Magyarországon élő családtagoktól és a kulturális tradícióktól elvágták. Annál fontosabb volt a Református Egyház és annak az Olvasóköre, ami 1889 óta működik. Színi előadások, könyvtár és néptánccsoport lényeges tényezői a kultúra megtartásának. 1989-ben eltávolitották a Vasfüggönyt. 1992-ben megkezdte működését a Felsőőr/Oberwart-i Kétnyelvű Gimnázium.


Razdvojeni 50 godina

Podizanjem Željezne zavjese mađarsko govorno stanovništvo Borte (Oberwart) odsječeno je od ostalih članova svoje obitelji u Mađarskoj i kulturnih tradicija te zemlje. Postojanje Reformirane crkve i njezinog Čitaoničkog društva, koje djeluje od 1889. godine, bili su od presudne važnosti. Kazališne pred-stave, knjižnica i ansambl narodnih plesova bili su značajni faktori u očuvanju kulturnog nasljeđa. Željezna zavjesa je pala 1989. godine. Dvojezična gimnazija započinje s radom 1992. godine. 

Putrim 50 berschenge

Duach o keripe le srastune forhaungistar o ungrike vakeraschengere dschene Erbatar pumare niposta andar o Ungriko taj le kultureli tradicijonendar tel tschinde ule. Vaschoda o barikanipe la tschiriklaschengera khangeratar taj o genipeskro farajn, savo sajt 1889 del, latscho sina. Teateriskero khelipe, jek biblijoteka taj jek flogoskeri khelipeskeri grupn, barikane faktortscha sina ando kulturakero terlikeripe. 1989 o sarastuno forhaung pelo. 1992 o dujtschibtschengero gimnasijum Erbate pra butjaha kesdintscha.

מופרדים לחמישים שנה

מסך הברזל הפריד בין דוברי ההונגרית באוברווארט ובני משפחותיהם בהונגריה וקטע את הקשר התרבותי-מסורתי ביניהם. הכנסיה הרפורמאטורית ומועדון הקריאה הקשור לה, הקיים מאז 1889, מלאו תפקיד חשוב בשמירת המסורת. גם הצגות תיאטרון, ספריה וחוג לריקודי עם מהווים גורם חשוב בשמירת המסורות. 1989 נפל מסך הברזל. 1992 פתחה הגימנסיה הדו-לשונית (גרמנית-הונגרית) את שעריה.

Bildbeschreibung (v. l. n. r.):
1) Die reformierte Kirche in Oberwart/Felsőőr mit dem alten Pfarrhof. (Foto: Tillfried Schober)
2) Mitte der siebziger Jahre setzte man erste Schritte für die Ökumene. Von links nach rechts: Landessuperintendent Pfarrer Imre Gyenge, Stadtparrer Landislaus Triber und Seniorpfarrer Franz Böhm bei einem ökumenischen Gottesdienst in der reformierten Kirche anlässlich der 200-Jahrfeier 1973. (Foto: Burgenländisches Landesarchiv)
3) Ungarische Autos mit aufgepackten Kühlschränken: ein alltägliches Bild im Oberwart/Felsőőr der späten achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Heute finden viele zugezogene Ungarn ihre religiöse Heimat in der reformierten    Pfarrgemeinde Oberwart/Felsőőr. (Foto: Burgenländisches Landesarchiv)
4) Innenraum der reformierten Kirche um 1980. (Foto: Tillfried Schober)