Vertreibung

Die Tage und Wochen nach dem 11. März 1938 verliefen in Oberwart/Felsőőr nicht anders als in anderen Orten Österreichs. Noch am Abend der Machtübernahme, es war ein Freitag, verlangten SA-Männer aus Oberwart/Felsőőr Einlass in die Wohnungen jüdischer Familien und brachten die Männer einigen Angaben nach in das damalige Parkkino beim Park, anderen Angaben nach in die bereits eingerichtete Kreisleitung, um sie zu verhören und unter Drohungen und körperlicher Gewalt zum Verlassen des Ortes aufzufordern. In den folgenden Tagen wurden die jüdischen Kaufleute gezwungen, die Schlüssel ihrer Geschäfte abzugeben. Einige wurden erniedrigt und genötigt, unter der Aufsicht der Nationalsozialisten am Hauptplatz die Straße zu reinigen. Die „straßenwaschenden Juden“ blieben auch den OberwarterInnen nicht verborgen (vgl. Mindler, 2011, 213ff).

Später wurden im inzwischen geschlossenen Kaufhaus von Benö Löwy – im heutigen Gebäude der Bezirkshauptmannschaft – jüdische Männer aus dem Bezirk zu Verhören gebracht. Während dieser Verhöre mussten sie unter Gewaltdrohung schriftlich auf ihr gesamtes Eigentum verzichten und binnen weniger Tage Oberwart/Felsőőr verlassen. Die meisten jüdischen Familien gingen zunächst nach Wien, wo sie bei Familienangehörigen unterkamen. Möbel und Hausrat, den sie nicht mitnehmen konnten, versuchten sie möglichst schnell zu verkaufen. Dies nutzten die KäuferInnen, oft NachbarInnen, aus und erstanden diese Güter weit unter dem Wert (vgl. Tschögl, 2004, 383f). Während enteignete Immobilien in der Regel nach 1945 wieder in den Besitz der rechtmäßigen EigentümerInnen übergingen, wurden die Werte der entzogenen oder aufgelösten Geschäfte fast nie in angemessener Höhe entschädigt. Für Möbel, Hausrat und andere bewegliche Güter erhielten die Bestohlenen bestenfalls eine einmalige symbolische Abgeltung, in den überwiegenden Fällen aber nichts.

Doch die materiellen Güter wären ersetzbar gewesen. Ideelle Werte, wie das Gefühl, eine schützende Umgebung und Nachbarschaft zu haben, die man als „Heimat“ bezeichnen könnte, verloren sie für immer. Joseph Weber konnte keine Schule in Österreich abschließen. Auch nicht in Shanghai, wohin er mit seinen Eltern und seiner Schwester floh und bis 1947 blieb. Diese fehlende Schulbildung und eine dadurch verhinderte Berufskarriere waren nicht zu entschädigen. Am meisten litt Joseph Weber als Überlebender aber daran, dass viele seiner Verwandten und Freunde den Holocaust nicht überlebt hatten (vgl. Tschögl, 2004, 383).

Nach den Nürnberger Rassegesetzen der Nationalsozialisten wurden in Oberwart/Felsőőr 141 Personen als „jüdisch“ angesehen. Einige von ihnen waren zum evangelischen Glauben konvertiert, galten nach diesem NS-Gesetz aber als „jüdisch“. Bislang hat die Forschung 41 aus diesem Grund verfolgte und ermordete OberwarterInnen identifiziert, von 42 ist dokumentiert, dass sie rechtzeitig ins Ausland fliehen und überleben konnten. Von den restlichen 58 OberwarterInnen weiß man bis heute nichts über deren Verbleib (vgl. Mindler, 2011, 239).

Elüldözés

1938. március 12.-én a zsidó üzletembereket arra kényszerí-tették, hogy üzletük kulcsait adják le. Zsidó nőket és férfiakat arra kényszerítettek, hogy utcát tisztítsanak. A zsidó lakosságnak kényszerfenyegetés alatt kellet tulajdonát átíratni és a várost el kellett hagyni. Ingatlanaikat és háztartási felszerelésüket gyorsan, értéken alúl adták el, elsősorban a szomszédságnak. 141 felsőőri személy számított a fajtörvények szerint „zsidó“-nak. 41-et üldöztek és meggyilkoltak, 42-en időben el tudtak külföldre menekülni. 58 személy sorsa ismeretlen.

Progon

12. ožujka 1938. židovski trgovci su bili prisiljeni predati ključeve svojih trgovina. Židovi i Židovke također su morali čistiti ulice. Židovsko stanovništvo je pod prijetnjom nasilja moralo svoju imovinu prepisati gradu i napustiti dotadašnje mjesto boravišta. Kućni savjet je prodao nekretnine brzo i ispod cijene, a kupci su prije svega bili bivši susjedi. Prema Rasnom zakonu 141 osoba je obilježena kao Židov/Židovka. 41 osoba je prognana i ubijena, 42 osobe su uspjele pravovremeno pobjeći u inozemstvo. Sudbina 58 osoba je nepo-znata.

Tradipe

Ando 12. 3. 1938 o dschidovtschengere botaschtscha mujsim ule, o klutschi pumare botendar tel te del. Taj o dschidovkiji taj dschidovtscha o poschtito iste schuscharnahi. Telal fogosinipe o dschidovtschengere polgartscha pumare koji iste prik pisinde taj andar o foro iste gele. Khera taj o khereskere koji sik lasne bikende, butvar le nochberenge. 141 dschene andi Erba palo rasengero tschatschipe „dschidovtscha“ sina. 41 tradim taj murdarde ule, 42 ande avre vilagi naschi schaj gele. Pedar 58 dschenendar nan nischta prindschardo.


גרוש

ב-12.03.1938 אולצו אנשי העסקים היהודיים למסור את מפתחות בתי העסק שלהם. בנוסף כפו על היהודים, גם נשים וגם גברים, לנקות את הרחובות. תחת איומים הוכרחו היהודים להעביר את הבעלות על נכסיהם לאחרים ולעזוב את העיר. בתים על תכולתם נמכרו "בלא מחיר" ועברו בעיקר לבעלותם של השכנים. 141 תושבים באוברווארט נחשבו על פי חוקי הגזע הנאצים ליהודים. 41 מהם נרדפו ונהרגו, 42 הצליחו לעזוב בעוד מועד, גורלם של 58 נוספים אינו ידוע.

Bildbeschreibung (v. l. n. r.):
1) „Und der Weber, da im Untertrum, wo die Lebensmittelhandlung (Anm.: Kaufhaus Polster) war, jetzt ist´s schon geschlossen – dort war der Weber. Der war auch ein Jude.“ Aus: Mindler, Ursula: Grenz-Setzungen im Zusammenleben. Verortung jüdischer Geschichte in der ungarischen/ österreichischen Provinz am Beispiel Oberwart/Felsőőr. Innsbruck – Wien – Bozen 2011. (Foto: Archiv Bgld.    Forschungsgesellschaft / Weber)
2) Im Jahr 2008 initiierte das Offene Haus Oberwart (OHO) eine Kunstaktion unter dem Titel „zone38“, die an die Vertreibung der Juden aus Oberwart im Jahr 1938 erinnerte. Sabine Maier [machfeld] und Eveline Rabold erarbeiteten in dieser Installation eine Erinnerung an die Geschehnisse rund um den 12. März 1938 – ausgehend von Vorfällen in Oberwart/Felsőőr selbst. Zeitzeugen berichten, dass in den Tagen unmittelbar nach dem Anschluss in Oberwart/Felsőőr die jüdischen Mitbürger – hauptsächlich Juristen, Geschäftsleute, Ärzte – dazu gezwungen wurden, den Gehsteig vor dem Stadtpark zu kehren bzw. zu säubern. „Und andere Oberwarter Bürger standen mit dem Karabiner daneben ...“, so ein Zeitzeuge. Diese Aussagen wurden von anderen Zeitzeugen bestätigt. (Foto: Eveline Rabold)
3) EmigrantInnen bei einer Feier in Buenos Aires in den 1950er Jahren, unter ihnen die OberwartInnen Gisela Löwy, Ilus und Samuel Köves sowie Dr. Julius Konstantin. (Foto: Archiv Burgenländische Forschungsgesellschaft)
4) Ausgehverbot für Juden. Artikel in der Grenzland-Zeitung vom 4.12.1938. (Foto: Burgenländisches Landesarchiv)