Nachdenken über das Verschwinden

Unwissenheit und das nicht Erinnern (-wollen) an die Verbrechen des Nationalsozialismus entbinden nicht von der Pflicht, nachzufragen und sich dem Thema zu stellen. Die Frage, ob und was man von den Verbrechen gewusst hat, ist auch heute noch Gegenstand vieler Diskussionen.

Mit dem „plötzlichen Verschwinden“, wie die Vertreibung der jüdischen Familien meist genannt wird, sind die Opfer vielen OberwarterInnen aus den Augen entschwunden. Wenige waren es, die sich fragten, wohin diese Oberwarter Familien gekommen sind. Manche nahmen Verbrechen der Nationalsozialisten erst wahr, als sie gegen Kriegsende Schanzarbeiten am Südostwall bei Rechnitz leisten mussten und dabei die ausgehungerten und drangsalierten jüdischen ZwangsarbeiterInnen sahen. Zwar kam keiner der Todesmärsche ungarischer Juden und Jüdinnen durch Oberwart/Felsőőr, jedoch verbreiteten sich auch hier die Nachrichten über die nahenden sowjetischen Soldaten und mit Sicherheit auch über die Kolonnen ausgehungerter ungarischer Juden und Jüdinnen, welche durch die Nachbarorte in Richtung Steiermark getrieben wurden (vgl. Lappin-Eppel, 2010, 403).

Es gab ganz andere Gründe, warum viele der Überlebenden des Holocaust nicht darüber sprechen wollten. Für sie ist es die Scham ihren Kindern gegenüber, als Eltern gegen die Demütigungen und Vertreibung machtlos gewesen zu sein. Es ist keine Seltenheit, dass erst die Enkelgeneration der Vertriebenen genauer nachforscht und Interesse für die eigene Familiengeschichte entdeckt. Auch Oberwart/Felsőőr ist keine Ausnahme. Es waren nur wenige, die danach darüber gesprochen haben. Von allen OberwarterInnen jüdischen Glaubensbekenntnisses kamen nur zwei zurück: das Ehepaar Glaser. Es wurde kaum, schon gar nicht in der Öffentlichkeit, über die Verbrechen in der NS-Zeit gesprochen. Erst die nachkommende Generation übernahm die Aufgabe des Darüber-Redens und Nachforschens.

Mit „ausnahmsweise oberwart“ gedachte im Jahr 1980 eine Kunstaktion in der Oberwarter Öffentlichkeit der Verbrechen des Nationalsozialismus, u.a. durch das Aufstellen einer Denkmalattrappe für die in den Vernichtungslagern ermordeten Oberwarter Roma. Die Denkmalattrappe wurde bereits in der ersten Nacht als Protest gegen das Erinnern mit weißer Farbe übergossen. In den folgenden Jahren fanden zahlreiche Ausstellungen und Symposien zum Thema Holocaust in Oberwart/Felsőőr statt. Der notwendige Prozess des Nachdenkens und Redens über die Ereignisse in der NS-Zeit hatte begonnen. Zur Erinnerung an die vertriebenen jüdischen OberwarterInnen wurde im Jahr 1989 eine Gedenktafel am Gebäude der ehemaligen Synagoge – heute Musikschule – angebracht. Auch der jüdische Friedhof ist ein Erinnerungsort an die ehemalige jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr.
Der Vorgang des Erinnerns ist nichts anderes als eine Rückschau vom Standpunkt der Gegenwart. Standpunkte ändern sich jedoch im Laufe des Lebens. Deshalb müssen wir unsere Standpunkte ständig überprüfen und darüber wachen, dass unsere eigene Erinnerung die Geschichte nicht verfälscht.

Elgondolkoztató az eltűnésről

A zsidó lakosság „hirtelen eltűnését“ alig kérdőjelezték meg. Sok felsőőri csak a Délkeleti Sánc földmunkálatainál került kiéhezett kényszermunkásokkal kapcsolatba. A háború vége után is alíg beszéltek a zsidó nők és férfiak sorsáról. Egyedül a Glaser házaspár jött haza a kényszeremigrációból. Az 1980-ban Felsőőr/Oberwart-ban rendezett „Kivételesen Felsőőr“ („Ausnahmsweise Oberwart) címü művészeti akcióval kezdődött Felsőőr/Oberwart-ban is a feldolgozás. 1989-ben az előbbi zsinagógán, a mai zeneiskolán, emléktáblát helyeztek el.

Razmišljanja o nestancima

„Iznenadni nestanak“ židovskih sugrađana gotovo nije nikako propitivan. Tek prilikom teških radova na izgradnji Jugoistočnog zida (Südostwall) mnogi stanovnici/stanovnice Borte došli su u kontakt s izgladnjelim prisilnim radnicima/radnicama. Ni nakon završetka rata nije se pričalo o sudbini Židova i Židovki. Tek se bračni par Glaser vratio natrag iz prisilne emigracije. Umjetničkom akcijom „Iznimno Oberwart“ („Ausnahmsweise Oberwart“) iz 1980. godine započelo je u Borti suočavanje s događajima iz prošlosti. 1989. postavljena je spomen ploča na mjestu nekadašnje sinagoge, današnje glazbene škole.

Palgondolipe pedar o ledschipe

Pedar o „ledschipe“ le dschidovtschengere polgarendar na dija but phutschajipe. Kada akor o jarki uso Südostwall ar asdim ule, but erbaschtscha le mujsinipeskere butschaschenca, save but bok iste tirinde, ando kontakto ale. Te palo haburi na ulo but pedar o dschidovkiji taj dschidovtscha vakerdo. Tschak i familija Glaser andar i mujsinipeskeri emigracija pal ali. La kunstakera akcijonaha „Ausnahmsweise Oberwart“ andar 1980 te andi Erba o upre butschalinipe kesdintscha. 1989 updri aguni sinagoga, adi i muschikakeri ischkola, jek gondolipeskeri tablina upre kerdi uli.

"הם נעלמו" – הרהורים

הם נעלמו פתאום, סתם, ככה. ואת מי זה באמת עניין! רק כאשר הקימו סוללות מגן, לקראת סוף המלחמה, נתקלו אנשי אוברווארט שוב ביהודים עובדי כפיה מזי רעב. גם לאחר המלחמה לא היה גורלם של היהודים נושא לדון בו. רק זוג אחד, אדון וגברת גלזר, חזרו. לרגל תערוכת האומנויות "כיוצא דופן – אוברווארט" ב-1980 החלו גם באוברווארט להתמודד עם העבר. ב-1898 התקינו לוח זיכרון בחזית בניין בית הכנסת לשעבר. בניין זה משמש היום כבית ספר למוזיקה.

Bildbeschreibung (v. l. n. r.):
1) Jüdischer Friedhof von Oberwart/Felsőőr vor seiner Restaurierung. (Foto: Brustmann)
2) Die Schatten und Erinnerungen aus der Vergangenheit holen uns immer wieder ein: „Und jetzt“, Theaterstück von Clemens Berger über den Verdacht und das damit verbunden Gefühl, in einer arisierten Wohnung zu leben. Uraufführung im OHO 2008/09. (Foto: OHO)
3) Heute beherbergt die ehemalige Synagoge – erweitert um einen Zubau, der die architektonischen Merkmale der Synagoge betont – die Musikschule Oberwart. Das Foto enstand während der Umbauarbeiten. (Foto: Privatsammlung Jezerniczky)
4) Die einstige Synagoge diente nach dem Krieg lange Zeit als Feuerwehrhaus. (Foto: Burgenländisches Landesarchiv)